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Goldie

13. Aug 2013 60

Goldie

 
Marke Mercedes Benz
Modell 280 SL
Baujahr 1976
Werkscode Baureihe R107
Hubraum 2,8 Liter
Zylinder 6
Max. Drehmoment
Leistung PS 185
Leistung KW
Höchstgeschwindigkeit ca. 190 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h ausreichend, so 9,9 sec ??
Getriebe 4-Gang Handschalter
Antrieb Heckantrieb
Bremse vorne Scheibenbremsen
Bremse hinten Scheibenbremsen
Länge 4390 mm
Breite 1790 mm
Höhe 1300 mm
Austattung Fast keine, daher etwas leichter und handgeschalten! Gut für die Pässefahrt :-)
Aussenspiegel rechts
Sitzbank hinten
Kilometerstand 203.000, Tendenz steigend
Anzahl Vorbesitzer 3
Farbe außen 419 Ikonengold Metallic
Farbe innen MB-Tex in blau
R/L- Lenker L
Zustandsnote 2-3
Marktwert so hoch wie der Käufer gehen will, aber er bekommt ihn nicht ;-)
 

Mein SL und ich – unsere (Liebes-)Geschichte

24. Mai 1976: ein sonniger Frühlingstag in Sindelfingen, Deutschland.

In Wien stand die Reichsbrücke noch einige Tage lang, ehe sie am 1.August der Schwerkraft nachgab und einstürzte.

Niki Lauda hatte das Nürburgring Rennen mit seinem schrecklichen Feuerunfall noch vor sich, Franz Klammer hatte sein Abfahrts-Olympiagold schon vor drei Monaten in Innsbruck erkämpft.

Im Radio spielte der Siegertitel des Songcontest ‚Save your kisses for me‘ von Brotherhood of Man und Waterloo & Robinson sangen ‚My little world‘.

In Wien Margareten ging ich gerade 10 Jahre und 10 Tage alt von der Volksschule heim. Versunken in zwiespältigen Gedanken an die bevorstehende Schullandwoche in Mariazell, welche der krönende Abschluss meiner Volksschullaufbahn sein sollte.

Der 280er

Fast 600 Kilometer entfernt lief ein Mercedes 280 SL der Baureihe R107 in ikonengoldmetallic (Code 419) mit dunkelblauer MB-Tex Ausstattung (Code U40) und Becker Mexiko Kassettenradio vom Montageband.

Ab Mai 1974 wurde dieses Model mit dem 2,8 Liter Reihensechszylinder (M110) ausgeliefert. Es war die Ölkrise, welche die Entscheidung für ein ‚kleineres’ Modell neben den V8 Versionen 350 SL und 450 SL herbeiführte.

Der Benzinverbrauch auf 100 km wurde mit 15,5 l angegeben. Aus persönlicher Erfahrung kann ich etwas unter 14 Liter pro 100 km bestätigen, es gibt aber immer wieder Berichte von SL-Fahrern, die auch von nur etwas über 12 Liter sprechen. Vielleicht liegt es ja doch an meiner Fahrweise ?

Der Sechszylindermotor zeichnet sich durch Langlebigkeit und Robustheit aus. Meiner hat jetzt 183.000 km auf dem Tacho. Die früheren Modelle bis ins Jahr 1976 hinein haben die elektronische Bosch D-Jetronic Einspritzanlage. Solange sie korrekt eingestellt ist und nicht durch Nässe lahm gelegt wird, ist diese Einspritzanlage problemlos. Noch heute dreht der Motor problemlos bis 6.500 rpm hoch, ohne, dass man sich Sorgen machen müsste.

Dieser 280er hat ein 4-Gang Schaltgetriebe, es wurden aber auch wenige Modelle mit einem 5.-Gang zum Benzin sparenden fahren auf der Autobahn hergestellt.

Eine weitere ‚hörbare’ Eigenschaft des ‚kleinen Modells’ ist sein kerniger Auspuffklang. Nie zu aufdringlich, aber so vernehmlich, dass jeder Startvorgang mit einer Gänsehaut aus Vorfreu

Die Vorbesitzer...

Mein 280 SL ging zunächst zum Basispreis von 34.333 DM an seinen Erstbesitzer Herrn K.H.Lauterbach, er betrieb in Hof an der Saale ein Tanzcafe namens ‚Tivoli’. Sicher war der goldene SL das ‚Dorfgespräch’ dieser Zeit. Herr Lauterbach war ein dunkelhaariger, kleinerer Mann der stets freundlich war und auf eine gesittete Atmosphäre in seinem Lokal achtete. Und das in den wilden 70ern !! Er erwarb dann verschiedene andere Lokale, unter anderem auch einen Spielsalon. Das Tivoli gehört ihm schon lange nicht mehr. Wahrscheinlich hat er sich aus Altersgründen schon zur Ruhe gesetzt.

Vom aufregenden Nachtleben führte das Schicksal meinen 280er zu einer Gemüsehändlerin in Rohrschach am Bodensee.

Irgendwann dürfte der Gemüsehandel nicht mehr so viel abgeworfen haben. Der SL wurde von der Bank eingezogen.

Von dort ging er 1991 an den Herrn Paier, der ihn als Überraschung für seine Frau zum 50. Geburtstag kaufte. Es ging dann weiter mit den neuen Besitzern in die Schweiz. Im Serviceheft erkennt man dort die strengen eidgenössischen Abgastests mit ihren Profilen. Offensichtlich entsprach der natürlich kat-lose Mercedes immer den Vorschriften. Hier wurde auch das Verdeck erneuert und die Sitze ausgebessert.

2001 übersiedelten die stolzen Besitzer von der Schweiz ins Waldviertel. Dort haben wir, meinen 280er und ich, uns dann im Mai 2004 per Zufall gefunden.

Das Schicksal schlägt zu

Es leben sehr nette Menschen mit noch genügend Vertrauen in die Anständigkeit der Mitmenschen dort im Waldviertel.

Eigentlich war ich mit meinem fachkundigen Freund Robert auf der Suche nach einem 126er Coupe gewesen, aber was immer wir an diesem Tag besichtigten, es waren Leichen…

Bei der Ortseinfahrt von Gmünd stieß mein Beifahrer einen Schrei aus und forderte mich auf zu wenden. ‚Da steht ein SL beim Opelhändler vor der Türe’, zuerst dachte ich, er hat aus Enttäuschung über die vielen unansehnlichen 126er schon Visionen… Er hatte recht, da stand er ! Die Besichtigung und die Probefahrt waren ohne irgendwelche ‚Sicherheitsvorkehrungen’ möglich, einfach Schlüssel holen, ansehen, fahren… wunderbar. Es wurde immer schlimmer, wir fanden keinen Grund den SL nicht mitzunehmen. Das Cabrio war so wie es heute dasteht, nur die Zündkabel, welche der Marder zerbissen hatte wurden getauscht. Sonst nix. Wir hatten blaue Kennzeichen mit und die örtliche Bankfiliale hatte auch noch geöffnet. Das Schicksal hat zugeschlagen.

Die Arbeiten

In den nächsten 2 Jahren wurde das Armaturenbrett nachgefärbt und geklebt (eine Krankheit die alle Modelle der 70er und 80er mit blauer Innenausstattung haben), sonst wurde die Kupplung getauscht, das Getriebe überarbeitet, die Front auf die korrekte Serie 1 geändert.

Er hat mich noch nie im Stich gelassen, springt auch nach Wochen sofort an und hat auch schon 2 Tage Dauerregen im steirischen Ennstal problemlos überstanden.

In den letzten neun Jahren fuhren wir 38.000 km miteinander.

Die Ausfahrten

Die schönste und größte Reise war sicher der Ausflug an die Riviera im Oktober 2005. Vier 107er Cabrios aus dem 107er-Club und ich machten die Bergstraßen in der ruhigen Nachsaison ‚unsicher’. Naja, es geht uns halt manchmal ein wenig das Temperament durch, wenn die Serpentinen so verführerisch vor uns liegen…

Die V8 mit Automatikgetriebe der Serie 2 hatten jedenfalls keine Chance gegen die österreichische ‚Gemse’ ;-)

Auch sportlich haben wir uns schon betätigt. Wir wurden Stammgast bei der ARBÖ Classic in der Steiermark, da dies eine Gleichmässigkeitsrallye mit perfektem Roadbook, hinreißender Streckenführung im Ennstal und leistbaren Startgeld ist. Gerade auch für Anfänger sehr zu empfehlen !

2005 gelang es uns sogar den Sieg in der Klasse A3 (Baujahr 1971 – 1980) zu erreichen.

2006 eroberten wir den 6. Platz beim Staatsmeisterschaftslauf Ötztal Classic in Tirol.

Einen Fahrerlehrgang auf der Nordschleife haben wir auch ohne Blessuren überstanden.

Der gemeinsame Höhepunkt des Jahres ist immer im Juni die Intern. Pässefahrt des OVIP. Eine Woche mit um die 2000km durch die Alpen.

 

 
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